Ver-rückt, aber die Schnecke wurde wirklich zu schnell für mich...

Ver-rückt aber wahr. Eine Schnecke rettet meinen Tag. Ab sofort sehe ich Schnecken mit ganz anderen Augen.

Unglaublich. Es ist fast 8:00 Uhr morgens. Ich habe verschlafen. Wird heut wohl nix mit "In der Ruhe liegt die Kraft!" Bewusstsein ausgeschalten, Stressprogramm aktiviert! Genaugenommen kann man als Selbstständige ja gar nicht verschlafen aber wenn ich ich nicht konsequent um spätestens 7:00 Uhr aufstehe, dann geht einfach nix weiter und ich trödle in den Tag. Also bin ich jetzt mega gestresst. Ich habe verschlafen. Die Abwärtsspirale der Selbstkritik beginnt!

Ich springe also völlig von mir selbst enttäuscht und genervt aus dem Bett, ziehe mich an und denk mir: "Die ZEIT muss ich wieder reinholen!!" z.b: kürzere, schnellere Morgenrunde mit dem Hund? Frühstück reduzieren oder besser gleich streichen und wieder unterzuckert bis mittag durcharbeiten im Homeoffice? Jaaaaaaa, mein Homeoffice, mein eigenes kleines Gefängnis. 

Manchmal von 8:00 bis 22:00! Ich dachte, mein Homeoffice und meine Selbstständigkeit sind mein Weg in die pure Freiheit!!! Ich wollte in Rekordzeit mein Onlinebusiness auf die Beine stellen. Natürlich in Rekordzeit. Bei mir muss alles schnell gehen. Freunde sagen: "Chrissy kocht ein perfektes 10 Minuten Ei, in nur 5 Minuten!" JA DAS BIN ICH!!! Immer in EILE. Aber der Schein trügt. Schnell da noch was schnell dort noch was, dazwischen unzählige Kämpfe mit dem inneren Schweinhund. Am Schluss fühl ich mich innerlich voll getrieben, angetrieben...von WAS? Ich weiß es nicht!!!  Ich MUSS, ich MUSS, ich MUSS! Schneller, besser, höher! Kennst du das?? In diesem Moment bin ich außerhalb meines Bewusstseins. Und die Wahrheit ist: Alles was ich brauche um gesund zu bleiben ist BEWUSSTSEIN.

Also endlich mit dem Hund auf unserer gewohnten Morgenrunde sehe ich plötzlich mitten auf der Strasse diese Schnecke. Die Morgensonne gibt dem ganzen Bild den perfekten Rahmen und ein Impuls zwingt mich stehenzubleiben und die Handykamera zu aktivieren und ich beginne Fotos zu machen. Zuerst eins, dann zwei, dann drei, dann vier....diese verdammte Schnecke ist einfach nicht fotogen ärgere ich mich. Ich bin mit keinem der Bilder wirklich zufrieden.  Ich mache am Boden kriechend noch weitere 4-5 Bilder. Am Schluss fällt das Licht nicht mehr so schön und ich verzweifle langsam weil mir das perfekte Bild nicht gelingen will.

Ich stehe wieder auf und betrachte die Situation nun mit etwas Abstand, sozusagen von oben.  Die Schleimspur der Schnecke verrät mir wie schnell sie sich mittlerweile fortbewegt hat bzw. wie lang ich in meinem Ärger verharrte? Hat sich die Schnecke in Wirklichkeit so schnell bewegt oder habe ich mich so sehr in der Zeit verloren? Indem ich in meinem getrieben sein, in  meiner Unbewusstheit gierig irgendeinem perfekten Bild nachjaggte. In Gedanken gefangen verharre ich: "Wie konnte sich die Schnecke so schnell bewegen?" Die Schnecke bewegt sich zu schnell? Echt jetzt? Ich muss plötzlich über meine eigenen Gedanken lachen.

Ich sehe mir also in Ruhe nocheinmal alle Bilder an und stelle überrascht fest. Das erste Bild ist das Beste. (Siehe ganz oben!) Die anderen waren unscharf, zu nah, das Licht fiel schlechter..
Endlich gelingt es mir wieder in mein BewusstSein zu finden.

Die Moral von der Geschicht?

Schmunzelnd erkenne ich mein "GETRIEBEN SEIN" wieder! Getrieben auf der Jagd nach dem perfekten Bild. Und vor lauter getrieben sein merke ich nicht mal, dass der Impuls zu fotographieren und das erste Bild bereits perfekt war!!!

Dank, der Schnecke und dem anmutig schönen Bild, das mich in diesem Moment so faszinierte, ist es mir doch noch gelungen den Tag in Achtsamkeit zu beginnen. Obwohl ich viel zu spät und getrieben in den Tag gestartet bin, gelang es diesem ahnungslosen Tier mich zu verzaubern, meine Seele zu küssen, sodass ich den Impuls STEHENZUBLEIBEN und des INNEHALTENS wahrnehmen konnte.

Und auf der Jagd nach dem perfekten Bild durfte ich dank meiner Reflexionsfähigkeit auch noch erkennen, dass der perfekte Moment war als ich anhielt um das Bild zu bewundern! Sozusagen das Bild vorm Bild. Bevor ich die Kamera herausholte, war der auslösende Moment mich ins Hier und Jetzt zurückzuholen.  Denn sonst wäre mir die Selbstreflexion nicht mal gelungen. Zum Schluss war es ein produktiver ARBEITSTAG!!!

Sei achtsam. Bleib im HIER UND JETZT.

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